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Brand und struktureller Einbruch in einem mehrstöckigen Gebäude

Kategorie: Internationales Feuerwehrteam des Jahres

Name der Feuerwehr: Corpo de Bombeiros da Polícia Militar do Estado de São Paulo (São Paulo, Brasilien)

Name des Einsatzes: Brand und Zusammenfall eines Gebäudes

Zeitraum des Einsatzes: 1. Mai, 1:30 Uhr bis 13. Mai, 10:30 Uhr

Das Gebäude Wilton Paes de Almeida befand sich an der Ecke Antonio de Godoi und Av. Rio Branco, Downtown, São Paulo. Eine Gesamtfläche von 11.669,83 m² und eine Höhe von 72,41 m mit 25 Stockwerken. Es war ein altes und unsicheres Gebäude, das früher als Einrichtung für die Bundespolizei verwendet wurde und in dem etwa 150 Hausbesetzer lebten. Ursprünglich verfügte das Gebäude über ein Brandschutzsystem, das für dieses Gebäude entworfen und genehmigt wurde, eingestuft als D-01. Aufgrund der Belegung durch Hausbesetzer wurde dies jedoch auf A-02 geändert, was ein anderes Brandschutzsystem erfordert.

Im März 2015 führte die Feuerwehr eine technische Prüfung durch und wies aufgrund der irregulären Bewohnung ein hohes Brandrisiko nach. Dieser Bericht wurde an die Stadtverwaltung von São Paulo sowie an die Staatsanwaltschaft übermittelt, damit Maßnahmen zur Evakuierung der Hausbesetzer ergriffen werden konnten und dem Gebäude nach der Umgestaltung ein neuer Zweck zugewiesen werden konnte.

Am 1. Mai brach das Gebäude zusammen, nachdem ein Feuer durch das Gebäude wütete und auf zwei weitere nahegelegene Gebäude übersprang. Nachdem das Bauwerk eingestürzt war, begann die Feuerwehr damit, die Flammen in den Trümmern zu bekämpfen und nach Überlebenden zu suchen. Das erste Emergency Response Team erreichte den Brandort um etwa 1:37 Uhr zusammen mit 25 Fahrzeugen und 84 Feuerwehrleuten. Insgesamt waren 170 Feuerwehrleute am Ablauf beteiligt, bis die Struktur des Gebäudes einstürzte. Alle Brandbekämpfungs- und Rettungsmaßnahmen im eingestürzten Gebäude wurden von der staatlichen Berufsfeuerwehr von São Paulo (CBPMESP) koordiniert und verwaltet und von deren Teams durchgeführt.

 

Einsatzsequenzbericht: 

Am 1. Mai um etwa 1:30 Uhr wurde das Team der Feuerwehr über die Notrufleitung „193“ kontaktiert und in Bezug auf einen Brand alarmiert. Das erste Notfallteam wurde umgehend zum Brandort geschickt. Bei der Ankunft fand das zweite Feuerwehrteam ein großes Feuer vor. Es begannen die taktischen Phasen der Brandbekämpfung:  a) Erste Situationsanalyse, b) Rettung, c) Isolierung, d) Brandlokalisierung, e) Löschung, f) Abschluss.

Es wurden drei Servicebereiche eingerichtet: heiß, warm und kalt. Dabei half CET (ein Unternehmen, das für Verkehrstechnik zuständig ist) mehrere Straßen zu sperren.

 

a) Situationsanalyse

Der Einsatzleiter nahm folgende Bewertungen vor:

  1. Gebäude - Konstruktion (Mauerwerk): 25 Stockwerke, nur ein Zugang in das Gebäudeinnere mit einer Treppe. Unklar, ob das Gebäude dem Brand standhalten würde, ohne einzustürzen.
  2. Brandmerkmale: Hohe Wahrscheinlichkeit von vorhandenen Brandlasten im Gebäudeinneren und Hitzebestrahlung von zwei nahegelegenen Gebäuden.
  3. Gefährdete Personen: Das Gebäude wurde unregelmäßig von Hausbesetzern genutzt.
  4. Potenzielles Risiko eines Notfalls: Ein reales Risiko eines Gebäudeeinsturzes ergänzt durch die Tatsache, dass noch immer viele Personen im Gebäudeinneren waren, die schnell evakuiert werden mussten. In Bezug auf die Feuerwehrleute, Arbeitskräfte und Ausrüstung gab es ein hohes Risiko, Menschenleben sowie materielle Güter zu verlieren.
  5. Ressourcen der Feuerwehr:  25 Löschfahrzeuge und 84 Feuerwehrleute vor Ort. Die Bedingungen der Wasserversorgung waren nicht ideal.

 

b) Koordinierung der Rettungsteams

Während einige Teams damit begannen, das Feuer zu bekämpfen, begannen andere Teams mit der Durchsuchung des Gebäudeinneren. Nach Angaben der Bewohner, die den Brandort bereits verlassen haben, wurden mehrere Personen vermisst und es war durchaus denkbar, dass sie noch immer innerhalb des Gebäudes waren.  

Die Bewohner der angrenzenden Gebäude wurden aufgrund der hohen Hitze, die das Feuer ausstrahlte, evakuiert. Rund 20 Feuerwehrleute kontrollierten das ganze Gebäude und fanden einige Personen, die sich weigerten, das Gebäude zu verlassen. Daraufhin wurden sie evakuiert und zu den restlichen Bewohnern an einem sicheren Ort gebracht.

Ein Suchteam lokalisierte ein Opfer, das sich außerhalb des Gebäudes befand und an einem Kabel eines Blitzableiters im 12. Stockwerk hing. Um diese Person zu retten, musste das Suchteam das Nebengebäude betreten und sich mehrere Zugänge (erzwungene Eingänge) verschaffen, bis es die nächstgelegene Stelle erreichte, an der sich das Opfer befand, etwa 10 Meter.

Das Team teilte seine Aufgaben auf: Während ein Feuerwehrmann mit dem Opfer sprach, richteten die anderen Feuerwehrleute ein Rettungssystem mit Seilen und Zubehör ein. Es gab an dieser Stelle keine Möglichkeit für ein sicheres Verankerungssystem, das für die Rettung des Opfers notwendig gewesen wäre. Das Team entschied daraufhin, eine menschliche Verankerung zu nutzen, um zum Opfer zu gelangen, indem ein Feuerwehrmann auf dem Boden eingesetzt wurde. Ein Rettungsstuhl wurde aufgestellt und dem Opfer zugeworfen, da es keine Möglichkeit gab, das Opfer nur mit Seilen physisch zu erreichen.

Unter der Leitung des Teamleiters war das Opfer in der Lage, den Rettungsstuhl zu platzieren. Während das Seil gesichert wurde, um einen Seilbruch zu vermeiden, stürzte das Gebäude ein und riss das Opfer mit nach unten. 

In einem Interview mit einer Lokalzeitung nach dem Gebäudeeinsturz sagte der Leiter des Suchteams, der an der Rettung beteiligt war, der Presse: „Wir brauchten weitere 30 Sekunden, um ihn zu retten.“ Nach dem Gebäudeeinsturz schwankte die Anzahl an Personen, die die Feuerwehrleute zu lokalisieren hatten, aufgrund der ungenauen Informationen erheblich, nämlich zwischen 5 und 44 Personen.
 

c) Isolierung 

Eines der Anliegen war es, die Ausbreitung des Feuers auf zwei nahegelegene Gebäude zu vermeiden. Dafür kamen Löschfahrzeuge, Fahrzeuge mit automatischen Plattformen und mit Drehleitern zum Einsatz. Allerdings war es nicht möglich, die Ausbreitung auf das benachbarte Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu verhindern.
 

d) + e) Brandbekämpfungsmaßnahmen und Löschung

Es gab zwei Ziele bei der Brandbekämpfung:  

  1. Die Ausbreitung des Feuers auf die zwei nahegelegenen Gebäude zu verhindern. 
  2. Den strukturellen Einsturz des Gebäudes zu verhindern.

Dafür waren Löschfahrzeuge, Fahrzeuge mit automatischen Plattformen und mit Drehleitern die ganze Zeit im Einsatz. Aufgrund der schnellen Ausbreitung des Feuers, wurde eine defensive Strategie mit externer Brandbekämpfung und direktem Angriff durch Feuerwehrmannschaften verfolgt. Nachdem sich das Feuer auf das Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite ausgebreitet hatte, wurden die Feuerwehrmannschaften versetzt, um den Brand mit direktem Angriff auf einige Apartments von innen zu bekämpfen. 

Die schnelle Ausbreitung von Hitze und Wärmeenergie durch das Feuer ließ zahlreiche Metall- und Glaskonstruktionen einstürzen, wodurch Ausrüstung beschädigt und Feuerlöschschläuche abgeschnitten wurden. Es war notwendig, einige Teams an einen sicheren Ort zu verlegen, ohne die Effizienz der Brandbekämpfung zu beeinträchtigen.

Nach dem strukturellen Einsturz des Gebäudes aufgrund des Feuers, begann die Feuerwehr damit, die Trümmer abzukühlen, nach Opfern zu suchen und Material abzutransportieren.

Die Hypothesen über den Ursprung des Feuers lauteten u.a.: Brandstiftung, Explosion eines Schnellkochtopfs oder einer P-13-LPG-Flasche, gefolgt von Feuer; elektrische Kurzschlüsse.


e) Fazit

Das Ergebnis am 13. Mai nach Beendigung des Einsatzes:

  • 1 eingestürztes Gebäude;
  • 7 Bewohner - Personen -, die im Feuer starben, wurden lokalisiert und identifiziert.
  • 3 beschädigte Nebengebäude;
  • 1700 Feuerwehrleute, die sich in 12-Stunden-Schichten abwechselten;
  • 298,5 Arbeitsstunden;
  • Etwa 3000 Tonnen Schutt, die abtransportiert wurden;
  • 248 Personen wurden obdachlos;
  • 17 Feuerwehreinheiten waren beteiligt.